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Stolpersteine in Velten

Auf Initiative und Recherchearbeiten der Veltener Arbeitsgemeinschaft „Stolpersteine“ wurden bisher folgende Stolpersteine des Stolperstein-Initiators Gunter Demnig in Veltener Gehwegen verlegt. Sie geben den Opfern des Nationalsozialismus ihre Namen, ihr Gesicht und ihre Geschichte zurück. Zugleich mahnen die kleinen goldenen Pflastersteine, die Augen nicht vor menschenverachtendem Verhalten zu verschließen.

Bild vergrößern: Stolpersteine geben den Opfern der NS-Diktatur ihre Namen, ihr Gesicht und ihre Geschichte zurück. © Stadt Velten
Stolpersteine geben den Opfern der NS-Diktatur ihre Namen, ihr Gesicht und ihre Geschichte zurück.

Breite Straße 74: Familie Lehmann

Vor der Breiten Straße 74 sind vier Stolpersteine für die einst dort lebende jüdische Familie Lehmann verlegt. Dr. Alfred Lehmann, 1878 geboren, war als Arzt in Velten tätig. Trotz Berufsverbotes ab 1933 behandelte er Patienten heimlich weiter. Mit seiner Frau Margarethe hatte er zwei Kinder, Herbert und Lili. Alfred Lehmann starb am 30. September 1937 in Berlin und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin beigesetzt. Seine Frau und seine Kinder konnten nach England emigrieren.

Wilhelmstraße 19: Richard Ungermann

Mit 25 Jahren wurde Richard Ungermann als aktiver Gewerkschafter 1933 von den Nationalsozialisten ermordet. Vor seinem Wohnhaus in der Wilhelmstraße 19 findet sich ein Stolperstein für den Widerstandskämpfer. Richard Ungermann wurde 1908 in Ostpreußen geboren, war im Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf tätig und Gewerkschafts- und KPD-Mitglied. Am 14. Mai 1933 wurde Richard Ungermann verhaftet und in Meissnershof im Veltener Ortsteil Hohenschöpping, ein Schutzhaftlager für politische Gegner, brutal gefoltert und am 16. Mai 1933 erschossen. Sein Leichnam wurde in einen Sack eingenäht und in die Havel geworfen.

Wilhelmstraße 13: Erna und Gustav Gersinski

Erna Gersinski, geboren 1896 in Velten als Erna Jung und gestorben 1964 in Hennigsdorf. Sie arbeitete als Haushaltshilfe und als Schlosserin. Sie war Mitglied im Deutschen Metallarbeiterverband (DMV) und der USPD sowie ab 1920 der KPD. Sie heiratete Gustav Gersinski und war gewähltes Mitglied im Gemeinderat. Ab 1933 wurde sie wegen ihrer politischen Aktivitäten mehrfach verhaftet und inhaftiert, wo sie gefoltert wurde. Nach ihrer Befreiung nach Kriegsende wurde sie SED-Mitglied und in den Stadtrat gewählt.

Gustav Gersinski, geboren 1893 in Westpreußen, gestorben 1945 im KZ Bergen-Belsen. Er war unter anderem im Werkzeuglager der AEG Hennigsdorf beschäftigt. Ab 1919 engagierte er sich in der KPD und in Gewerkschaften. 1933 wurde er verhaftet. Es folgten Haftaufenthalte in den Konzentrationslagern Sonnenburg (im heutigen Polen) und Lichtenburg bei Torgau, bevor er 1934 aus dem KZ entlassen wurde. In seiner Veltener Wohnung organisierte er den aktiven Widerstand. Nach einer erneuten Verhaftung 1944 kam er 1945 in KZ Bergen-Belsen ums Leben.


Bild vergrößern: Stolpersteine geben den Opfern der NS-Diktatur ihre Namen, ihr Gesicht und ihre Geschichte zurück. © Stadt Velten
Stolpersteine geben den Opfern der NS-Diktatur ihre Namen, ihr Gesicht und ihre Geschichte zurück.