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Datum: 08.11.2023

Ehrenamtliches Engagement – Paten putzen Veltener Stolpersteine zum Gedenktag 9. November

Die Herbstsonne strahlte am Dienstag, 7. November 2023, besonders golden vom Himmel – und mit ihr strahlen nun auch wieder die vier Stolpersteine in der Breiten Straße in Velten.

Seit Dienstag weisen ihre frisch polierten Messingplatten wieder darauf hin, dass einst die jüdische Familie Lehmann in der Hausnummer 74 zu Hause war. Erstmals seit diesem Jahr kümmern sich Paten aus der Bürgerschaft um die insgesamt sieben bisher verlegten Stolpersteine in der Ofenstadt. Die kleinen Würfel erinnern auf Gehwegen in der Wilhelm- sowie eben auch Breiten Straße an die Schicksale der Opfer des Nationalsozialismus.

Bild vergrößern: Stolpersteine der Familie Lehmann in Velten. © Stadt Velten
Stolpersteine der Familie Lehmann in Velten.

Pünktlich zum morgigen 9. November, dem Gedenktag an die Reichspogromnacht von 1938, haben die drei Patinnen die Steine der Familie Lehmann wieder auf Hochglanz gebracht. Den beiden Vertreterinnen der Katholischen Kirche, Kristine Wunderlich und Magdalena Gewies, sowie der Veltenerin Heike Meyer war es angesichts der aktuellen Lage in Nahost ein ganz besonderes Bedürfnis, damit in der Ofenstadt ein sichtbares Zeichen für den Frieden zu setzen. Sie legten zum Gedenken auch gelbe Rosen vor dem Wohnhaus der Arzt-Familie Lehmann ab.

Dr. Alfred Lehmann war beliebt im Ort und behandelte viele arme Menschen kostenlos. Nach 1933 wurde er als jüdischer Arzt boykottiert. Nach seinem Tod 1937 verkaufte seine Familie unter antisemitischen und politischen Druck das Wohnhaus in Velten. Die Familie zog nach Berlin, wo es für sie nach der Pogromnacht am 9. November 1938 jedoch auch zu gefährlich wurde. Aus Angst um ihr Leben emigrierte die Familie 1939 nach Schottland.

Bild vergrößern: In der Breiten Straße 74 wohnte einst die jüdische Arztfamilie Lehmann. Die vier Stolpersteine polierten Magdalena Gewies, Kristine Wunderlich und Heike Meyer auf Hochglanz. © Stadt Velten
In der Breiten Straße 74 wohnte einst die jüdische Arztfamilie Lehmann. Die vier Stolpersteine polierten Magdalena Gewies, Kristine Wunderlich und Heike Meyer auf Hochglanz.

Hintergrund

Nach einem Aufruf der Stadtverwaltung Anfang des Jahres haben sich mehrere Veltenerinnen und Veltener sowie ein Marwitzer bereiterklärt, die Stolpersteine in der Stadt regelmäßig zu putzen – mindestens zwei Mal im Jahr. Denn mit der Zeit verlieren die rund zehn mal zehn Zentimeter großen messingüberzogenen Beton-Würfel ihren Glanz und sind nicht mehr deutlich im Pflaster zu erkennen, um ihrer Aufgabe des Mahnens und Erinnerns gerecht werden zu können. Die Veltener Stadtverordneten hatten sich per Beschluss dafür ausgesprochen, Putzpatenschaften für die Stolpersteine zu vergeben.

Die Verlegung der Stolpersteine geht zurück auf die Initiative der Veltener „AG Stolpersteine“. Weitere Infos unter Stolpersteine.