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Datum: 14.10.2025

Netzwerk Pflege: "Es gibt einen riesigen Bedarf"

In Velten leben mehr als 4.100 Seniorinnen und Senioren ab 60 Jahren. Damit das Leben im Alter in den eigenen vier Wänden möglich bleibt, braucht es mitunter Unterstützung. Mit Carolyn Schimkat gibt es in Velten eine Ansprechpartnerin, die alle Fragen rund um das Thema Pflege beantwortet – kompetent, unabhängig und kostenlos. 

Die 35-Jährige ist beim Märkischen Sozialverein in Oranienburg als Pflegeberaterin und Projektmitarbeiterin über das Förderprogramm „Pakt für Pflege“ angestellt. Das „Netzwerk Velten“ – ein Projekt in und mit der Stadt Velten – soll Menschen mit Pflegebedarf das Leben erleichtern.

Frau Schimkat, an wen richtet sich Ihr Angebot?

Bild vergrößern: Carolyn Schimkat vom Netzwerk Pflege vom Märkischen Sozialverein hat ein offenes Ohr für ältere Menschen. © Stadt Velten
Carolyn Schimkat vom Netzwerk Pflege vom Märkischen Sozialverein hat ein offenes Ohr für ältere Menschen.

Frau Schimkat: Als anerkannte Pflegeberaterin kann ich Menschen mit Informationen unterstützen, die selbst pflegebedürftig sind – egal, wie alt sie sind. Ich kann aber genauso deren Angehörige zu allen Aspekten der Pflege und Entlastung aufklären. Inhalte der Pflegeberatung können etwa sein: den Unterstützungsbedarf ermitteln, Hilfe bei Anträgen und Widersprüchen, Anpassungen der Wohnsituation oder Vermittlung von Entlastungs- und Betreuungsdiensten. Oft ist ganz viel Unsicherheit im Spiel, aber auch Scham oder Uneinsichtigkeit, dass man auf Hilfe angewiesen ist. Dabei gibt es einen riesigen Bedarf für Pflegeberatungen und den Wunsch, so lange wie möglich zu Hause wohnen zu bleiben.

Wie können Sie den Menschen diese Hemmschwelle nehmen?

Frau Schimkat: Ganz wichtig ist, Vertrauen aufzubauen. Deshalb ist das „Netzwerk Velten“ und meine verbundene Tätigkeit ein niederschwelliges Angebot. Ich stelle mich überall in der Stadt vor, bin bei Seniorenveranstaltungen oder im Seniorentreff dabei und setze viel auf Mundpropaganda. Ich biete daher auch Infoveranstaltungen oder Kurse für Senioren an – Erste Hilfe oder einen Handykurs.

Wo findet Ihre Pflegeberatung statt?

Frau Schimkat: Ich fahre in der Regel direkt zu den Leuten nach Hause – und zwar mit einem Auto ohne jegliche Werbung. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass es oft schambehaftet ist, wenn die Nachbarn sehen, dass ein Versorgungsunternehmen plötzlich vor der eigenen Tür parkt. Ich biete aber genauso an, sich an neutralen Orten zu treffen, beim Bäcker um die Ecke zum Beispiel. Ziel ist es auch, einmal im Monat eine feste Anlaufstelle in Velten anzubieten.

Wie darf man sich eine Beratung vorstellen? 

Frau Schimkat: Ich begleite und berate häufig auf mehreren Terminen, die oft bis zu anderthalb Stunden dauern – je nach Vorwissen. Auf dem ersten Treffen klopfen wir ab, wo Defizite und Ressourcen liegen. Ich habe ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte. Was wird benötigt? Braucht es eine Hauswirtschaftshilfe, Alltagsbegleiter, einen Pflegedienst, einen Platz in der Kurzzeitpflege? Oft ist das große Thema, wie der eigene Haushalt trotz Einschränkungen gemeistert werden kann. Viele wissen zum Beispiel nicht, dass Ehrenamtshilfe, etwa durch Nachbarn, über den Pflegegrad abgerechnet werden kann. Ich helfe natürlich auch beim Antragstellen. Die Menschen sind dankbar dafür und es gibt ihnen Sicherheit.

Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen in Velten?

Frau Schimkat: Mein Eindruck ist, dass die Stadt mit ambulanten und stationären Pflegeangeboten gut aufgestellt ist. Durch das Projekt „Netzwerk Velten“ kann ich über den rührigen Seniorenbeirat viele Menschen erreichen. Vor allem geht es mir um jene, die zu Hause sind. Mein Wunsch ist es, dass genau diese Menschen sich trauen, meine Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Bild vergrößern: Carolyn Schimkat (rechts) war auch beim diesjährigen Seniorenfest mit einem Stand dabei. © Stadt Velten
Carolyn Schimkat (rechts) war auch beim diesjährigen Seniorenfest mit einem Stand dabei.