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Datum: 18.11.2024

Historischer Stadtrundgang »Veltener Töppertour« mit Kachelbäcker Anton eröffnet

Sie sind neu im Veltener Stadtbild: 20 große ockerfarbene Info-Stelen weisen seit Mitte November den Weg durch das historische Velten im 19. Jahrhundert. Der Stadtspaziergang „Veltener Töppertour“ nimmt Gäste wie Einheimische mit auf die Reise in eine spannende Zeit, in der Velten ein beeindruckendes Wirtschaftswunder gelang.

Ab 1850 erlangte das Bauerndorf mit seinem außerordentlich guten Ton aus den nahen Töpperbergen und mit der Herstellung von weißen Schmelz-Ofenkacheln Weltruhm. „Unsere ‚Töppertour‘ erzählt auf seltenen historischen Aufnahmen und in kurzweiligen Texten, was Veltens Identität als Ofenstadt bis heute prägt: unsere einmalige Industriekulturgeschichte, die in Brandenburg ihresgleichen sucht“, sagt Bürgermeisterin Ines Hübner.

Noch heute lassen sich die Spuren des Tones in der Ofenstadt entdecken. Wo überall, das zeigte Kachelbäcker Anton gemeinsam mit Bürgermeisterin Ines Hübner am Samstag, 16. November 2024, rund 30 geladenen Veltenerinnen und Veltenern auf der gelungenen Premieren-„Töppertour“. Die Stadtführer-Figur des Kachelbäckers Anton, gespielt mit Bravour, Charme und Witz vom Veltener Björn Schmelter, wies den Gästen den Weg durch die Innenstadt und entführte sie in das Jahr 1905. Mit feinstem Berliner Arbeiterjargon begab sich Anton mit ihnen auf die in den Stadtrundgang integrierte kürzere Kinder-Route: „Ick mach gerad ma Pause. Da hab ick ein bisschen Zeit, um mit Euch zu plaudern. Ach, wisst Ihr watt? Ick mach mit Euch ne kleene Töppertour durch Velten! Da kann ick mir de Beene von der Arbeit vertreten und Euch zeigen, wie ick so 1905 lebe.“ Er erzählte aus seinem Alltag als  Kachelbäcker einer Ofenfabrik in einer Zeit, in der Velten von einem einmaligen Aufbruch- und Unternehmergeist, von enormem Bevölkerungswachstum sowie einer überaus vielfältigen Vereinslandschaft geprägt war.

Am Endpunkt der „Premieren-Töppertour“ erwartete die Gäste in den Ofen- und Keramikmuseen eine heiße Überraschung: duftende Bratäpfel aus dem Ofen. Kachelbäcker Anton musste sich dort nach der gut anderthalbstündigen Tour schnell verabschieden und zurück in die Ofenfabrik – seine Pause war schließlich nun wirklich vorbei.

Der Kinderroute mit Audio-Rundgang

Doch der kesse Kachelbäcker Anton wird trotzdem dauerhaft im Stadtbild präsent sein: Er ist auch die fiktive Figur auf den Stelen, die Kinder auf ihrer rund einen Kilometer langen Tour begleitet. Auf sechs herausziehbaren „Geheimklappen“ an den Stelen am Rathaus, in der Mittel- und Schulstraße und am Markt stellt Anton Kindern kleine Rätsel. Hinweise auf die Lösungen liefern die per QR-Code abrufbaren launigen Geschichten aus seinem Alltag um 1900, gesprochen von Björn Schmelter. Die Figur von Kachelbäcker Anton beruht dabei auf einem historischen Foto eines jungen unbekannten Kachelarbeiters der Veltener Ofenfabrik Richard Blumenfeld AG.

Bild vergrößern: Am Markt, auf Höhe des Zebrastreifens, steht nun eine Stele. Das kleine Dreieck im unteren Bereich ist die Geheimklappe für die Kinderebene. Einfach ziehen und sich anhören, was der Kachelbäcker Anton zu erzählen hat. © Stadt Velten
Am Markt, auf Höhe des Zebrastreifens, steht nun eine Stele. Das kleine Dreieck im unteren Bereich ist die Geheimklappe für die Kinderebene. Einfach ziehen und sich anhören, was der Kachelbäcker Anton zu erzählen hat.

Veltener Familien lieferten historisches Material

Neben dieser Kinderroute sind an vielen weiteren Punkten in der Innenstadt die insgesamt 20 „Töppertour“-Stelen zu entdecken. Einheimischen wie Gästen vermitteln sie in deutschen sowie englischen Texten einen Eindruck von geschäftigen Treiben in Velten im 19. Jahrhundert. Die Texte stehen alle unter der Frage: Wie verändert sich ein Bauerndorf, wenn es innerhalb von nur wenigen Jahrzehnten zum weltweit führenden Ofenkachel-Zentrum wird? Wie lebte es sich zwischen Ton und Technik? Die Stelen ersetzen zum Teil die blauen Info-Tafeln aus den 1990er-Jahren vor ehemaligen Ofenfabriken.

Dass der aufwendig recherchierten Stadtrundgang nach einer dreijährigen Projektzeit nun verwirklicht werden konnte, ist neben den Ofen- und Keramikmuseen auch viele Veltenerinnen und Veltenern zu verdanken, die mit ihrem Wissen und ihren privaten historischen Materialien unterstützten. „Ich bedanke mich herzlich bei allen, die daran mitgewirkt haben. Es ist also auch ein Rundgang von Veltenern über Velten für Veltener“, sagte Ines Hübner zur Premieren-Tour. Der historische Stadtrundgang geht auf einen Beschluss der Stadtverordneten zurück und wurde von der Stadtverwaltung gemeinsam mit der Designagentur EckeDesign sowie der Produktionsfirma Nowka + Forster umgesetzt. Er kostete insgesamt rund 112.000 Euro. Die Stelenproduktion wurde mit Lottomitteln des Landes Brandenburg in Höhe von rund 17.000 Euro gefördert (hälftig Ministerium für Infrastruktur sowie Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur), die Eröffnungsveranstaltung in der Innenstadt wird mit Städtebaufördermitteln über das Programm „Aktive Stadtzentren“ vom Bund, Land und der Kommune unterstützt.

Startpunkt der insgesamt rund drei Kilometer langen „Veltener Töppertour“ ist auf dem Bahnhofsplatz an der neuen Willkommensstele auf Höhe der Bahnüberführung. Auf der Stele ist auch ein großer Überblicksplan der „Töppertour“ abgedruckt. Darüber hinaus wird dieser Stadtplan künftig in den Museen und im Bürgerservice ausliegen.

Wer den Stadtrundgang-Plan auf der Tour digital dabeihaben möchte, findet ihn wie weitere Infos zur „Töppertour“ zum Download unter:


Bild vergrößern: Am Bahnhof, an der neuen Willkommensstele samt Überblicksplan, startete die Premieren-Töppertour, die von Bürgermeisterin Ines Hübner (Mitte) eröffnet wurde. © Stadt Velten
Am Bahnhof, an der neuen Willkommensstele samt Überblicksplan, startete die Premieren-Töppertour, die von Bürgermeisterin Ines Hübner (Mitte) eröffnet wurde.
Bild vergrößern: Kachelbäcker Anton (links), mit Bravour dargestellt vom Veltener Björn Schmelter, nahm die Gäste mit auf einen amüsanten wie interessanten Stadtrundgang. © Stadt Velten
Kachelbäcker Anton (links), mit Bravour dargestellt vom Veltener Björn Schmelter, nahm die Gäste mit auf einen amüsanten wie interessanten Stadtrundgang.