Auftakt für historischen Stadtrundgang »Veltener Töppertour«
Fünf Stelen in der Museumsgasse enthüllt: Warum nennt sich Velten „Ofenstadt“? Was hat es mit den sogenannten Töpperbergen und den Töppervillen auf sich? Warum hätte ganz Berlin ohne Veltens Ofenkachelfabriken im 19. Jahrhundert gefroren? Wieso gab es in den USA Kaffeekännchen „made in Velten“?
All diese Fragen – und so manchen weiteren überraschenden Aspekt der Veltener Vergangenheit – beleuchten seit Freitag, 27. Oktober 2023, fünf Informations-Stelen in der Museumsgasse in unmittelbarerer Nähe der Ofen- und Keramikmuseen.
Die Stelen im typischen Veltener Ziegelstein-Gelb besitzen die Silhouette von historischen Öfen und bieten einen in sich geschlossenen Überblick über die einmalige Veltener Ofenkachel- und Keramik-Geschichte. Die mehr als zwei Meter hohen Tafeln erzählen auf eindrücklichen historischen Fotografien und in anschaulichen kurzen Texten auf Deutsch und Englisch, was Veltens Stadtidentität bis heute prägt – nämlich eine Industriekultur-Geschichte, die in Brandenburg ihresgleichen sucht.
Die chronologische Reise durch die Zeit beginnt bei dem unbedeutenden Ackerbürger-Dorf Anfang des 19. Jahrhunderts, führt über den florierenden Ofenkachel-Industrieort Ende des 19. Jahrhunderts und endet mit der Veltener Keramik-Kultur im 21. Jahrhundert.
Mit den Stelen werden unsere Ofen- und Keramikmuseen in den öffentlichen Raum geholt. Es freut mich, dass sich die Stadt Velten derart engagiert. Dies ist ein ganz wesentliches Mittel, um die einmalige Historie Veltens in den Köpfen zu verfestigen.
Nicole Seydewitz, Leiterin der Veltener Ofen- und Keramikmuseen
Diese fünf Stelen bilden den Auftakt sowie den künftigen Startpunkt für die „Veltener Töppertour“ – ein spannender wie lehrreicher historischer Stadtrundgang für Erwachsene und Kinder, der ab dem kommenden Jahr in der Innenstadt umgesetzt werden soll. Das kleine „Freilichtmuseum“ in der Museumsgasse stellt also zunächst den Einstieg in Veltens Vergangenheit dar und soll Lust darauf machen, sich anschließend auf Spurensuche im Stadtgebiet oder in den Museen zu begeben. Entworfen und hergestellt wurden die barrierearm gestalteten Stelen von der Berliner Firma „EckeDesign“ in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Velten sowie den Ofen- und Keramikmuseen.
Die künftige „Veltener Töppertour“ wird dabei weit mehr bieten als eine reine Fakten- und Daten-Aneinanderreihung. Vielmehr sollen es die 20 weiteren Stelen vor historisch bedeutsamen Gebäuden ermöglichen, in die Atmosphäre des 19. Jahrhunderts einzutauchen, als der „gute Ton“ aus den Töpperbergen das Veltener Leben maßgeblich veränderte. Bauern wurden plötzlich Ofenfabrikanten, ihre Knechte Kachelbäcker. Aus einst 300 Einwohnern wurden innerhalb von nur 100 Jahren 7.000.
„Wir gehen mit der ‚Veltener Töppertour‘ also den Fragen nach: Was macht die Industrialisierung mit einem Dorf und seinen Menschen? Welche gewaltige Aufbruchstimmung und welche unglaublichen gesellschaftlichen Umwälzungen gingen damit einer?“, bot Bürgermeisterin Ines Hübner einen ersten Ausblick auf die „Töppertour“.
Umfangreiche Recherchen notwendig
Um möglichst anschauliche sowie erstaunliche Antworten auf diese Fragen und vor allem passendes, äußerst rares historisches Bildmaterial zu finden, waren umfangreiche Recherchearbeiten gemeinsam mit den Ofen- und Keramikmuseen notwendig. Lange Verborgenes musste erst wieder mühsam zu Tage gefördert werden, da Velten kein klassisches Stadtarchiv besitzt. So wurde in zahlreichen Büchern, originalen historischen Dokumenten wie Zeitungen, Chroniken und Bauplänen sowie in privaten Fotoalben geblättert und auch an viele Veltener Türen geklopft.
Doch diese akribische Arbeit, die mit einem Workshop 2021 aus Stadtverordneten und historisch interessierten Einwohnern der Ofenstadt startete, hat sich gelohnt. Aktuell werden auch die Inhalte und Bilder für die weiteren 20 Stelen finalisiert. „Ich bedanke mich daher ganz herzlich bei allen Veltenerinnen und Veltenern, die geholfen haben, so manchen Schatz der Veltener Geschichte zu heben – sei es in Form von überlassenen Nachlässen, Nachforschungen, seltenen Fotografien, historischen Postkarten oder persönlichen Anekdoten und Erinnerungen. Ich bin mir sicher, dass der Rundgang dazu beiträgt, dass sich Jung und Alt noch besser mit unserer Stadt und ihrer einmaligen Geschichte identifizieren können“, so Ines Hübner.
Die Konzeption des historischen Stadtrundganges geht zurück auf einen Beschluss der Veltener Stadtverordneten, das Thema „Ofenstadt“ im Stadtbild noch präsenter werden zu lassen. Dabei ersetzt beziehungsweise erweitert die künftige „Töppertour“ die seit den 1990er-Jahren vorhandenen, aber nicht mehr zeitgemäßen blauen Info-Tafeln an den einstigen Standorten der insgesamt 42 Ofenfabriken und Ziegeleien.