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Datum: 12.03.2024

Hobby-Bierbrauer sucht historisches Veltener Bierrezept

Wenn voraussichtlich in diesem Jahr Veltens historischer Stadtrundgang, die „Veltener Töppertour“, eröffnet wird, wird es auch eine Info-Stele zur Kneipenkultur in der Ofenstadt geben. Denn Velten kann auf eine außergewöhnlich vielfältige Kneipenlandschaft im 19. Jahrhundert verweisen.

Fast jede der insgesamt 42 Ofenfabriken und Ziegeleien im Ort hatte eine eigene Schenke um die Ecke, in der die sogenannten Kachelbäcker ihr Feierabendbier tranken. Vor allem Veltens Braumeister Fritz Waupke sorgte ab 1889 bis etwa 1910 dafür, dass es an Nachschub nicht fehlte. Sein „Veltener Echtes“ wird wohl das Getränk der Wahl für die rund 2.000 Ofenfabrik-Arbeiter im Ort gewesen sein.

So vermutet es auch der Veltener Hobby-Bierbrauer Alexander Mai. Er beschäftigt sich intensiv mit historischen Biersorten. Da lag es nahe, auch direkt vor seiner Haustür zu forschen.

Es wäre doch spannend, herauszufinden, welches Bier Fritz Waupke hergestellt hat.

Alexander Mai

"Es muss ja zu Velten und den Arbeitern gepasst haben. Es gibt leider in Velten keine Bierkultur mehr. Aber ich möchte zumindest noch vorhandenes Wissen retten. Sonst ist es irgendwann einfach verloren“, sagt der 34-Jährige.

Deshalb hat er sich auf die Suche nach Hinweisen gemacht, nach welchen Rezepten Fritz Waupke einst sein „Veltener Echtes“ sowie Braun- und Weißbier braute. Alexander Mais Recherchen sind jedoch mühsam. Außer ein paar Hinweisen zur Brauerei, die in der Rosa-Luxemburg-Straße (früher Friedrichstraße 18) ansässig war, gibt es kaum schriftlich Überliefertes. Weder bei der Stadt Velten noch bei den Veltener Ofen- und Keramikmuseen wurde er bisher fündig. Nun will er in Archiven und historischen Zeitungen weitersuchen.

„Bier gehörte damals eben einfach zum Alltag der Menschen. Es war so alltäglich, dass kaum jemand Aufzeichnungen hinterlassen hat, nicht mal die Braumeister selbst. Sie haben ihr Wissen mündlich weitergegeben“, musste er feststellen. Sogar während der Arbeitszeit gehörte das „Kühle Blonde“ zum Alltag der Ofenfabrikarbeiter, die in der staubigen und heißen Luft dankbar für einen Schluck aus der Flasche waren. Allerdings, so stellt der Bierkenner klar: Das Bier hatte damals kaum mehr als drei Prozent Alkoholanteil, also deutlich weniger als heutige Biersorten.

„Vielleicht wissen die alten Veltenerinnen und Veltener noch etwas über die Biersorten?“, fragt er. Auch alte Zeitungsanzeigen und Fotos, Etiketten, Plakate oder die Form der Bierflaschen könnten ihm dabei helfen, in detektivischer Arbeit herauszufinden, welche Zusammensetzung die Veltener Biere besessen haben. „Denn man kann das damalige Bier nicht mit den heutigen Zutaten vergleichen. Es hatte wohl einen Rauchgeschmack. Die alten Hopfensorten sind nicht mehr erhältlich. Und die Industrialisierung hat auch vor der Bierherstellung nicht Halt gemacht und den Geschmack verändert.“

Doch Alexander Mai, der erst vor zwei Jahren nach Velten gezogen ist und sich in der Ofenstadt sehr wohl fühlt, will sich davon nicht entmutigen lassen, im Gegenteil. In seiner kleinen Heimbrauerei taucht er regelmäßig in die alte Braukunst ein. Er hat bereits ein wenig experimentiert und ein Veltener Braunbier-Rezept entwickelt – obergärig, mit Kräuteraromen und mit ein wenig Rauchmalz versetzt. Ob er mit diesem Rezept womöglich tatsächlich an das historische Original herankommt, das würde er gern herausfinden. „Ich wäre wirklich über jede kleine Information dankbar“, sagt der Heimbrauer, der sich auch über Kontakte zu weiteren Veltener Bierbrauern freuen würde.

Kontakt zu Alexander Mai: heimbrauervelten@gmail.com

Bild vergrößern: Alexander Mai hält zwei Bierflaschen in die Luft. © Stadt Velten
In seiner Veltener Brauküche probiert sich Alexander Mai auch an historischen Sorten aus. Zu gern würde er auch das »Veltener Echte« wieder selbst brauen.